Foró: Banda Calcinha Preta

Lüpfige Tanzschaffe am 1. März im Volkshaus Zürich.

Alles Samba und Bossa oder was? Von wegen: Brasilien dürfte das Land mit der grössten Populärmusik-Vielfalt überhaupt sein. Forró zum Beispiel entstand vor Jahrzehnten im Nordosten und ist seit einiger Zeit sehr angesagt.

Kleine Forró-Geschichte: Ein paar „Banditen“ mit trotzig aufgesetzten Napoleon-Hüten erklimmen die Bühne. Der Oberlump äugt grinsend unter seinem Chapéu hervor ins Publikum, hängt sich die Sanfona - ein Akkordeon - um und legt los: Luiz Gonzaga (1912-1989) spielt zum Forró auf. Gonzaga gilt bis heute als die wichtigste Integrationsfigur des Forró, er trug diese nordöstliche Musikform in den Süden und machte sie in ganz Brasilien bekannt.

Gonzagas Outfit soll an den Banditen Lampião erinnern, einen sackbrutalen aber auch hochmusikalischen Delinquenten, der mit seiner Bande Jahre lang den brasilianischen Nordosten unsicher machte. Lampião massakrierte mit Vorliebe reiche Rancheros und wurde 1938 von der Polizei zur Strecke gebracht. Ein Killer als Kulturträger: Lampião half mit, den frühen Forró und seine diversen Formen zu verbreiten. Das erfolgreiche Brandschatzen wurde von der Bande jeweils mit ausgelassenen Festen gefeiert.

Denn Forró ist eine ausgesprochen fröhliche Paartanzschaffe und die Angefressenen
pflegen zu Forró Nächte durchzuschwofen, was sich zum Beispiel in Fortaleza hautnah erleben lässt. Ländlichen Ursprungs, wird Forró in der Urform von einer Sanfona, der Zabumba-Trommel und einem Triangel vorgetragen. Das Tempo kann gemächlich bis schnell sein, die Melodik swingt lüpfig daher und trieft gleichzeitig vor Romantik, charakteristisch für das Akkordeonspiel ist oft ein kurzatmig rhythmisches Hecheln.

Moderne Pop-Forró-Gruppen besitzen Big-Band-Format, so auch die 1995 gegründete Banda Calcinha Preta, die mit ihren rund fünfzehn Musikern und Tänzerinnen gegenwärtig zu den grossen Abräumern gehört. Der Sound wird hier zwar oft zu Hochglanz-Forró aufgebauscht, das Akkordeon bleibt jedoch zentral, was auch den bombastischsten Forró noch irgendwie zu erden vermag. Ansonsten: E-Gitarrengeschmiere, Glitter, klimpernde Wimpern, Bläser und Elektronik. Bei Banda Calcinha Preta guckt dabei aber stets einige Urbanität durch den hedonistisch poppigen Sound und es überzeugt auch der lebendige Gesang. Qualitäten, die der Gruppe öfters Top-Zertifikate bescherte und allemal Garant für ein grandioses Fest sind.

Zürich, Volkshaus
1. März, 19.30 - 4 Uhr
Event

[Erweiterter Artikel aus dem Züri-Tipp 9/2007]