Konzert: Mittwoch, 22.11.06, Volkshaus Zürich

Im November 2005, nur einige Minuten bevor Gotan Project die Bühne des Gran Rex-Theaters im Zentrum von Buenos Aires, Argentinien, betraten, fasste der Gitarrist der Band, Eduardo Makaroff, die Lage in einem Schlüsselsatz zusammen: "Die Texte vieler berühmter Tango Songwriter drehten sich immer darum, in diese Stadt zurückzukehren, und tatsächlich kehren wir heute in den Süden zurück, an jenen Ort, der in unseren Herzen liegt."

Sieben Monate zuvor hatten Eduardo und seine Gotan Project-Kollegen, der Pariser Philippe Cohen-Solal und der Schweizer Christoph H. Müller, ihr Pariser Zuhause verlassen, um ihr neues Album "Lunático" im prestigeträchtigen Studio ION aufzunehmen - der berühmten Venue, in der Tango-Grössen wie Astor Piazzolla einst ihre magischen Klänge auf riesigen Reel-To-Reel Bandmaschinen einfingen.

Während den Aufnahmesessions wurden sie von einer Reihe von lokalen Musikern begleitet; ein Streicherensemble, zwei Mcs, ein Trombonist sowie von der argentinische Tango-Legende und dem langjährigen Gotan-Kollaborateur Gustavo Beytelmann, der ein Grossteil des musikalischen Geschehens leitete.

Fünf Jahre nachdem sie mit ihrem Debüt-Album "La Revancha Del Tango" neue Territorien in der Welt des Tango, als auch der Welt der Elektronika beschritten (das Album hat weltweit bisher über eine Millionen Kopien verkauft und Gotan standen auf Konzertbühnen von Tel Aviv bis Tokyo), hatte die Band nun die nicht unerhebliche Aufgabe, jene ganz besondere Liebesaffäre mit dem Tango weiterzuentwickeln, die sie weltberühmt gemacht hat.

"Wir wollten für das neue Album viel deutlicher sowohl die Tango- als auch Folklore-Musik Argentiniens explorieren als auf unserem Debüt" sagt Philippe. "Das ist auch der Grund, warum viele der Stücke sehr klassisch Tango orientiert sind, mit sehr traditionellen Mustern, die etwa Leute wie Anibal Troilo verwenden würden".

Das dabei entstandene Material aus diesen Sessions war und ist sehr wahrscheinlich ihr vollendetstes Werk. Mit der Absicht, nicht das zu reproduzieren, womit sie mit "La Revancha" musikalisch reüssierten, flogen Philippe, Christoph und Eduardo zwei Wochen später zurück nach Paris, um dort die zweite Stufe ihrer Arbeit an "Lunático" zu starten - sehr passend benannt nach dem Namen des dreissiger Jahre Wettkampf-Rennpferdes von Tango-Legende Carlos Gardel.

Weitere Mitwirkende, wie der argentinische Bandeonist Nini Flores, sowie die aus Barcelona stammende Cristina Vilallonga kamen in ihrem Pariser Studio dazu, um unter höchter Geheimhaltung "Lunático" zu komplettieren.

Mit einer entschieden deutlicheren Emphase auf die organischen Roots des Tango, die fast klassischem Niveau entspricht, geht "Lunático" einen Schritt zurück, um zwei Schritte weiter zu gehen, in etwas, was nicht nur das Gotan Project, sondern auch viele argentinische Top Tango-Musiker als Fortschritt der sich immer weiter erstreckenden Lebensspanne ihrer heiss geliebten Musik betrachten.

"Die Aufnahmen zu diesem Album fühlten sich für uns sehr natürlich an" sagt Philippe, "weil wir die Tango-Experience fortführen möchten. Wir hoffen, dass wir uns in zehn Jahren immer noch so fühlen."