Ultimos dias en La Habana

Diego und Miguel leben mitten in Havanna, ohne jeglichen Komfort. Miguel verdient sein Geld als Tellerwäscher in einem privat geführten Restaurant und kümmert sich, mit Nachbarn und Familie, um den kranken Diego. Der Filmemacher Fernando Pérez erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft mit Blick auf ein Kuba im Umbruch. Eine nostalgische Liebeserklärung an die kubanische Hauptstadt Havanna und ihre BewohnerInnen.

Der Kubaner Fernando Pérez ist bei uns kein Unbekannter. Mit dem märchenhaften Spielfilm La vida es silbar (Das Leben, ein Pfeifen) hat er 1999 im Kino einen Grosserfolg gelandet – allein in der Schweiz haben mehr als 120 000 Leute den Film gesehen. Unvergessen auch Suite Habana, seine musikalischvisuelle Liebeserklärung an seine Heimatstadt, die er auch in Últimos días en La Habana wieder besingt, und der Titel deutet es an: Es ist ein nostalgisch gefärbter Blick, ein sanft-ironischer Abgesang auf die Hauptstadt eines Landes, das einst viele Hoffnungen in sich bündelte. Heute bröckelt es an allen Ecken und Enden, und es grenzt an ein Wunder, mit welcher Gelassenheit die Menschen die Situation tragen. Diego und Miguel, die beiden Hauptfiguren im neuen Film von Fernando Pérez, sind Mitte 40 und leben in einer heruntergekommenen Wohnung mitten in Havanna. Komfort ist hier ein Fremdwort, Lebenskunst Alltag. Miguel lernt Englisch, weil er hofft, so ein Visum für die USA zu bekommen. Diego liegt mit Aids im Bett. Doch während der geschwächte Kranke versucht, seine Lebensfreude und den Humor zu erhalten, hat Miguel sich verschlossen, geht seinen Trott. Als sich Diegos Zustand verschlechtert, bringt seine schwangere Nichte Yusi frische Luft in die Bude.

Bleiben oder Gehen? Das war schon in exzellenten Filmen der 1960er Jahre in Kuba eine zentrale Frage. Fernando Pérez gehört zu denen, die sich fürs Bleiben entschieden haben, wobei er als renommierter Künstler immer frei reisen konnte. Seinen Filmen ist die Liebe zum eigenen Land anzumerken, gleichzeitig betrachtet er hier eine Gesellschaft, die sich kaum noch bewegt, obwohl sie sich auf immer wieder neue Situationen einstellen muss: flexibel, einfallsreich, mitunter listig.
Walter Ruggle

Ab 2. November in den schweizer Kinos