Vida y Muerte in Latinoamerica

Das Thema des bereits zum vierten Mal stattfindenden,   diesjährigen lateinamerikanischen Festival de los Espejos ist „Vida e Muerte“. Nach dem Zwingli-Haus und der Roten Fabrik gastiert man heuer mit den Hauptveranstaltungen im Volkshaus.

Im Unterschied zu Westeuropa pflegte man in den präkolumbianischen Kulturen Lateinamerikas einen natürlichen und relativ angstfreien Umgang mit dem Tod. International bekannt geworden sind die diesbezüglichen Festivitäten und Rituale der Mexikaner, die Lebenden feiern dort jeweils farbenfroh den Dia de los Muertos. Einige Tage um das christliche Allerheiligen herum, also Ende Oktober bis Anfang November, „lädt“ man in Mexiko die Toten zu sich nach Hause ein und besucht sie auf dem Friedhof, um dort „mit ihnen zusammen“ feucht-fröhlich zu feiern. Was jedermann sicher aus Bildern kennt: in diesen Tagen gibt’s unter anderem kunstvoll dekorierte Schädel mit Sombreros und anderen bunten Kopfbedeckungen in Form von zuckersüssen Schleckwaren und dergleichen mehr.
  
Das Totenreich Michtlán in den präkolumbianischen Gesellschaften hatte nichts schreckliches an sich, sondern galt als ein anderer Kosmos. Mit dem Tod begann lediglich ein neuer Lebensabschnitt, der Tod bedeutete nicht das Ende des Lebens. Vom Festivals-Thema liessen sich fünf eingeladene Künstlerinnen und Künstler zu Interpretationen inspirieren. Das Besondere an der Schau: sie ist auf drei Cafes in verschiedenen Gegenden Zürichs verteilt, was zu einem Stadtspaziergang anregt. Im Niederdorf liegt das von nonkonformistischen Leute frequentierte „Cafe Zähringer“ und dort findet man zum Thema passende Fotografien der Mexikanerin Claudia Konrad sowie Live-Projektionen von Rosalino Rodríguez. Quer durch die Stadt geht’s dann zur Stauffacherstrasse im Kreis vier, wo im „Kaffee für Dich“ die Venezolanerin Johanna Franco in Ölgemälden und der Chilene Gonzalo Reyes mit witzig-makaber collagierten Objekten sich dem Thema annähern. Das „Cafetin de Buenos Aires“ in der Enge präsentiert schliesslich in der Atmosphäre eines stimmungsvollen Tangorefugiums die Gemälde mit den weiten Abend-, Mittag- und Morgenhimmeln von Irina Speranza.
 
Das Festival selbst wird von der Gruppe RebelArte organisiert, deren Kern aus den in der Schweiz lebenden Mexikanerinnen Rosa López und Yanire Saavedra sowie der aus Guatemala stammenden Eugenia Schmutz besteht. Das Ziel des Festivals, das es seit 2006 gibt, umschreiben die Organisatorinnen wie folgt: „Im Rahmen kollektiver Zusammenarbeit und Solidarität beabsichtigen wir, in Zürich und in der Schweiz die Realität unseres Kontinents und damit die soziale Lage seiner Leute, seiner Umwelt, seiner Vielfältigkeit und den Reichtum seiner Kulturen zu zeigen sowie auf die Bedeutung hinzuweisen, die all dies für die lateinamerikanische Gemeinschaft in der Schweiz hat.“ Hier kommt das Leben, die andere Hälfte des diesjährigen Themas, ins Spiel, das Leben in Lateinamerika. Gedanken aus dem Programm des Festivals: „Wir verstehen ‚Leben’ im weitesten Sinne, d.h. alle Aspekte, die zur Regenerierung des Lebens beitragen, sei dies in politischen, ökonomischen, kulturel
len oder sozialen Bereichen, sollen miteinbezogen werden.“

Diskussionen werden sich am Festival in diesem Sinne mit lateinamerikanischen Lebensrealitäten wie etwa der Weiterentwicklung der bolivianischen Alternative ALBA und dem Militärputsch in Honduras beschäftigen. Dokumentarfilme aus verschiedenen Staaten präsentieren zum Festivalthema anschaulich kulturelle und soziale Gegebenheiten als Anstoss zu Entwicklungen und Veränderungen. Den Abschluss des Festivals wird am Samstag die in ganz Lateinamerika so wichtige Musik bilden, präsentiert von Formationen aus diversen Ländern.      



5. 11.
Diskussion und aktuelle politische Analysen der Realitäten Lateinamerikas, 18 Uhr, Blauer Saal, Volkshaus Zürich, Eintritt frei

6. 11.
Dokumentarfilme zu Lateinamerika, 18 Uhr, Grüner Saal, Volkshaus Zürich, Eintritt frei

7. 11.
Lateinamerikanisches Kulturfestival mit Musik, 18-23.30 Uhr, Weisser Saal, Volkshaus Zürich, Eintritt Fr. 20.-